Heute ist es endlich soweit! Es geht aufs Pferd. Wir dürfen die Arbeiter der Rinderfarm bei ihrem täglichen Kontrollritt begleiten. Die Pferde hier sehen gepflegt aus und scheinen gut in Form zu sein. Schon seit Tagen freue ich mich darauf, mal wieder im Sattel zu sitzen.

Um sieben geht die Arbeit der Gauchos los. Die Sonne ist erst kurz vorher aufgegangen, es ist noch angenehm kühl und das Licht ist wunderbar weich. Unsere beiden Begleiter, die am Boden eher unscheinbar wirken, machen auf dem Pferd eine wahnsinnig gute Figur, echte Cowboys eben. Schon nach ein paar hundert Metern halten wir an. Hier sind verwaiste, kranke und sonstige Kälber untergebracht, die einer besonderen Beobachtung bedürfen. Ein kleines Kälbchen muss mit der Hand gefüttert werden. Das Kleine ist total anhänglich und möchte uns am liebsten gar nicht wieder weg lassen.


Weiter reiten wir nun auf die Weiden, wo die Kühe mit ihren Kälbern leben. Wir schauen, ob alles in Ordnung ist. Das heißt, ob es kranke oder verendete Tiere gibt. Zum Glück scheint heute alles einigermaßen ok zu sein. Die sechs über Nacht neugeborenen Kälbchen werden einzeln von den Mutterkühen abgetrennt und mit dem Lasso eingefangen. Hierauf wird die Nabelschnur desinfiziert, sie werden geimpft und bekommen eine Marke ins Ohr. Das hört sich ziemlich simpel an, ist aber gar nicht so einfach. Die Mutterkühe laufen nervös im Kreis um die arbeitenden Männer und versuchen zu ihrem am Boden liegendes Kalb zu gelangen. Einige der Kühe sind dabei aggressiver als andere. Eine Kuh muss sogar mit dem Pferd immer wieder abgedrängt werden, damit sie den Gauchos nicht zu nahe kommt. Nach wenigen Minuten ist die Prozedur geschafft, das Kälbchen wird wieder auf die Beine gestellt und bekommt einen kleinen Schubs Richtung Muttertier bevor beide wieder vereint sind.


Einige der älteren Kälber müssen ebenfalls eingefangen werden und gegen Durchfall behandelt werden. Am Spektakulärsten ist jedoch die Handhabung des einen Kalbs, das erst wenige Tage alt ist und nicht trinken mag. Die Mutter wird von unseren beiden Begleitern an den Hörnern und am Bein mit dem Lasso eingefangen und die Cowboys versuchen, die Kuh von den Beinen zu bekommen. Man muss dabei bedenken, dass so eine Kuh schon gut eine halbe Tonne wiegt und sich natürlich nicht freiwillig hinlegt, sondern eher panisch ausbrechen will. Kein ganz ungefährliches Unterfangen also, das wir aus sicherer Entfernung beobachten. Sobald das Muttertier am Boden liegt, wird ihr das Kalb ans Euter gelegt und zum Trinken animiert. Das ist nicht ganz einfach, das Kleine saugt nur sehr zögerlich. Die Mutter jedoch liegt nun still, so als wüsste sie, dass sie ihrem Kalb damit hilft. Nach einiger Zeit scheint es genug zu sein und beide Tiere dürfen wieder aufstehen und zur Herde zurück. Hoffentlich weiß das Kalb nun, was es zu tun hat!


Wir kontrollieren weiter das Gelände, der Spaß kommt jedoch nicht zu kurz. Philipp darf sich im Lassowerfen zu Pferd erproben und ich komme noch zu einem abschließenden Galopp nach Hause, ehe unser kleiner Ausflug schon wieder vorbei ist.
