Bulawayo – Das etwas andere Weihnachten

Simbabwe, Dezember 2015. In Deutschland ist es kalt. Vielleicht liegt Schnee. Die dunkle Jahreszeit wird erhellt durch den Schein tausender, winziger Lichter. Diese verbreiten den warmen, gelben Schein aus Fenstern und von Balkonen. Und natürlich leuchten sie aus dem Grün unzähliger Tannen. Denn es ist Weihnachten in Deutschland.

Weihnachten ist es auch hier in Simbabwe. Nur hier ist alles ganz anders. Bei angenehmen Temperaturen wachen wir auf, die Sonne scheint uns hell und fröhlich ins Gesicht. Knapp dreißig Grad hat es heute.

Nach einem kleinen Frühstück laufen Ben und ich in Richtung Stadtmitte, um für unser Weihnachtsmenü am Abend einzukaufen. Die Auswahl im Laden ist nicht groß, die meisten Regale sind leer gekauft oder waren nie gefüllt. Es gibt kein frisches Obst oder Gemüse, nur einige haltbare Lebensmittel fristen vereinsamt ihr Dasein auf den Ladenflächen. Nachschub wird nur bedingt geliefert. Man bekommt die Auswirkungen der Diktatur Mugabes deutlich vor Augen geführt. Wir finden eine Dose mit Tomatensoße und eine mit Dosengemüse, Spaghetti haben wir noch in unserem Reisevorrat. Zum tollen Schlemmermenü an Weihnachten reicht das nicht. Naja, immerhin haben wir uns, das genügt für ein tolles Weihnachten. Zu unserer Überraschung finden wir zwei Flaschen kalten Cider im Kühlschrank des kleinen Ladens. Diese kaufen wir zusätzlich zu den beiden Dosen für die angedachte Festtagssoße.

Sobald wir unsere Errungenschaften sicher in der Unterkunft verstaut haben, erkunden wir die Gegend und landen schließlich im Naturkundlichen Museum von Bulawayo. Ich habe die riesigen ausgestellten Edelsteine sowie die anderen Bodenschätze im Kopf behalten. Rohstoffe und Edelmetalle. Daran denkt man als Tourist in Simbabwe nicht als erstes. Ebenso wenig erwarten wir das gewagte Flehen unserer Gastmutter. Hinter vorgehaltener Hand erzählt sie uns später in Gespräch, dass sie täglich dafür betet, dass der „alte Mann“ doch endlich sterben möge. Mutig, was sie uns völlig Fremden einfach frei heraus anvertraut. Denn kritisches Denken und Hinterfragen der Umstände wird in Simbabwe, wie in jedem Regime, nicht gern gesehen. Man merkt einmal mehr, wie gut wir es in unserem demokratischen Deutschland haben.

Es wird Abend, der Nachtwächter kommt vorbei und löst unsere Gastgeberin ab. Sie geht zur Familie, Weihnachten feiern. Für uns wird es nun auch Zeit. Gekocht ist unser Weihnachtsmenü schnell. Mit einem Cider stoßen wir an, auf dieses Weihnachten, das so anders ist und auf uns Beide. Wir lassen uns das Essen schmecken. Es ist genauso hervorragend wie unsere Stimmung. Ich glaube, dass ich noch nie so gute Nudeln mit Tomatensoße und Dosengemüse gegessen habe.

Der Vollmond geht bald über den Bäumen im Garten auf, groß und rund lässt sein helles Licht die Silhouetten im Garten zu einem dunklen Meer aus blauschwarz verschwimmen. In Deutschland scheint er wahrscheinlich auch, wenn er nicht gerade von Wolken verdeckt wird. Zeit, der Familie frohe Weihnachten zu wünschen und sich dann wieder dem Gespräch mit Ben zu widmen. Denn heute ist neben Weihnachten ein weiterer besonderer Tag für uns. Ab morgen gehen wir nach über zwei gemeinsamen Monaten getrennte Wege. Obwohl wir fast keine Minute ohne den anderen verbracht haben, fällt der Gedanke an Abschied schwer.

Irgendwann sind wir müde vom Tag und vom Cider und fallen ins Bett. Ben schläft sofort ein. Ich lausche den nächtlichen Geräuschen von Simbabwe und komme noch nicht zur Ruhe. Ich bin glücklich und dankbar. Was für ein schönes Weihnachten. Die neu geschaffenen Erinnerungen an unsere gemeinsame Zeit wabern noch eine Weile durch meinen Kopf, bis ich schließlich mit einem Lächeln auf den Lippen ebenfalls in den Schlaf versinke.

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