Rosenthal – Die Sächsische Schweiz zwischen Kaisern und Helden

Deutschland, September 2020. Heute ist Sonntag. Das Wochenende, das meine Schwester und ich gemeinsam in der Sächsischen Schweiz verbringen, ist schon fast wieder vorbei. Bevor wir jedoch die Heimfahrt quer durch Deutschland antreten, wandern wir eine weitere Route auf unserer Entdeckungstour durch den bekannten Nationalpark.

Die heutige Tour führt uns nach Rosenthal. Versteckt zwischen Bäumen und Farnen warten im Wald einige mystische Orte auf uns. Schon nach dem ersten Anstieg stoßen Louisa und ich auf einen kleinen Turm. Wie verwunschen steht das Bauwerk plötzlich vor uns, umgeben von Ranken und Buschwerk. Sagenhaft ist auch das nächste Denkmal aus Stein, die Kaiser-Wilhelm-Feste. Angeblich entstand die Idee zum Bau aus einer Kneipenwette. Der Ausblick auf und vom kleinen Turm bis zu den Sandsteinfelsen ist nichtsdestotrotz sensationell.

Über den weichen, nadelbedeckten Waldboden gelangen wir mit einigem Klettern und Zwängen durch Felsengen zum nächsten Highlight unserer Wanderung. Diesmal ist das Ganze zwar nicht so kaiserlich wie bei der vorangegangenen Feste, aber dennoch sehr heldenhaft. Wie groteske Riesen ragen Felsnadeln über unseren Köpfen auf. Es scheint, als recken sie sich mit steinernen Köpfen Richtung azurblauem Himmel. Dem Anschein nach fast ein Wunder, dass die fragilen Körper mit ihren übergroßen Köpfen den Gezeiten schon seit vielen Jahren trotzen. Kletterer erfreuen sich an der Herausforderung, die eigentümlichen Kreaturen zu bezwingen. Louisa und ich bleiben lieber auf dem Boden und folgen weiter dem Wanderweg.

Der führt uns nun bergab, ins Bielatal. Hier findet sich eine Einkehrmöglichkeit, die wir aber links liegen lassen und uns lieber dem schweißtreibenden Anstieg zur Johanniswacht widmen. Auf der Hochebene angekommen, breitet sich ein Mischwald vor uns aus. Dieser wirkt ursprünglich, so als ob niemand seit tausenden von Jahren dort Hand angelegt hätte. Gewaltige Kiefern wechseln sich mit dem leuchtenden Grün der Laubbäume ab, durch deren Blätter die Sonne bis zum weichen Erdboden vorzudringen versucht. Dazwischen dulden eindrucksvolle Sandsteinfelsen mit machtvoller Erhabenheit das Moos, das sich in ihren Ritzen festsetzt und von aus auf ihnen verbreitet. Umgestürzte Baumstämme hängen schief zwischen ihren jungen Vettern. So als würden sie den Kreislauf des Waldes verdeutlichen wollen. Das weiche Moos dämpft nun auch unsere Schritte, als es wieder bergab geht. Die Vögel singen ihre Lieder, wir fühlen uns wie Wandersleute im Märchenwald, der unseren Weg als lebendiges Wesen begleitet.

Viel zu schnell endet der Abstieg und wir kommen wieder in der Wirklichkeit und auf dem Parkplatz in Rosenthal an. Der Tag ist schnell vergangen. Die Uhr zeigt uns bereits den frühen Nachmittag an. Vor uns liegen noch vier bis fünf Stunden Fahrt bis wir wieder zu Hause sind. Gut gelaunt steigen Louisa und ich in den Wagen und freuen uns schon mit der Heimfahrt auf unseren nächsten gemeinsamen Schwesternurlaub.

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