Zurück nach Frankfurt – Heimreise mit Hindernissen

Guadeloupe – Dominica – Barbados. Die kleinen Antillen Richtung Süden bereisen als krönenden Abschluss unseres Sabbaticals. Hört sich traumhaft an? Wäre es sicher auch gewesen, wenn nicht ein gewisses Virus dazwischen gekommen wäre.

Schon seit Wochen bekommen wir Mitteilungen von Menschen, mit denen wir teilweise nur am Rande zu tun haben. Nachrichten lesen völlig unnötig, schließlich bekommen wir die Panikmache jeden Tag unnötigerweise umsonst. Mal davon abgesehen gehört Guadeloupe zu Frankreich und damit faktisch gesehen zur EU. Zwar müssen wir zum Ausgehen einen Zettel auf Französisch mit uns führen, auf dem wir im Fall einer möglichen Polizeikontrolle erklären müssen, wo wir gerade hinwollten, aber hier ist es warm. Man kann von unserer Terrasse aus das Meer sehen, nachts hört man sogar die Wellen rauschen. Außerdem gibt es jeden Tag Baguette und frische Früchte. Sollten wir auf der Insel festsitzen, gibt es schlimmeres als Home-Office im Bikini mit Meerblick.

Leider spitzt sich die Lage zu als uns zu Ohren kommt, dass alle Touristen die Insel bis zum Ende der Woche verlassen haben müssen, weil danach keine Rückflüge mehr gehen. Nicht einmal in das Mutterland Frankreich, obwohl das als Inlandsflug zählt. Ich bin noch immer entspannt, schließlich ist das nicht das erste Mal, dass wir auf unserer Reise mit Schwierigkeiten konfrontiert werden. Meine bessere Hälfte hingegen dreht am Rad, Konflikte vorprogrammiert.

Also lasse ich mich widerwillig zum Flughafen schleppen. Hier herrscht Ausnahmezustand. Die Menschenschlange geht bis auf die Straße. Alle wollen panisch die Insel verlassen. Mit Mundschutz und Handschuhen stehen die Leute dicht an dicht gedrängt. Eine Frau hat sich sogar ihren Bikini vor den Mund gebunden, von Abstand jedoch keine Spur. Wir versuchen uns zu orientieren, französisch zu verstehen und warten stundenlang in Schlangen. Als wir den Flughafen verlassen ist es 15 Uhr. Gegessen habe ich heute noch nichts, getrunken auch nicht. Dafür bin ich mit den Nerven fertig und wir haben zwei überteuerte Flugtickets, die am Dienstag nach dem geplant letzten Flug nach Paris gehen würden, sowie den Anspruch auf einen Wartelistenplatz für den Folgetag.

Am nächsten Tag stehen wir wieder am Flughafen, diesmal mit gepacktem Rucksack. Wir stellen uns ans Ende der nicht enden wollenden Schlange. Unsere Rucksäcke dienen als Abstandshalter. Abstand hält dennoch wieder niemand, stelle ich fest, als plötzlich eine Frau dicht neben mir steht und meinen Rucksack-Abstandshalter einfach ignoriert hat. Ich bin bestürzt über die Arroganz der Menschen. Da grenzt man sich mit Mundschutz panisch vom Rest der Menschheit ab, aber steht dem Nachbarn in der Schlange auf den Füßen. Man könnte ja trotz Bordkarte keinen Platz mehr im Flugzeug bekommen.

Auch der Abstandshalter Marke Eigenbau funktioniert nicht

Irgendwann haben wir es dann doch auf die Warteliste geschafft und nun heißt es warten. Aus der versprochenen Stunde werden drei und es gibt weiterhin keine Neuigkeiten vom Flugpersonal. Ich nutze die Zeit, um draußen die warme Karibikluft noch ein letztes Mal zu genießen. Schwermut packt mich als mir die Sonne ins Gesicht scheint und die Palmenblätter in der leichten Brise rascheln. Am meisten werde ich die Wärme vermissen. Und natürlich das Meer. Und die frischen Früchte. Und, und, und… Auch wenn wir fast alles gesehen haben, das wir uns anschauen wollten. Die zwei Wochen am Meer, die nun fehlen, werde in zu Hause schmerzlich vermissen. Aber es hilft ja nichts, denke ich mir und gehe wieder in die Abflughalle zurück.

Zwanzig Minuten bevor unser Flug startet kommt dann doch endlich die Nachricht, dass wir noch mitfliegen können. Wir bekommen die beiden aller letzten Plätze im Flugzeug. Inzwischen versuchen Militär und rotes Kreuz das Chaos zu ordnen und Abstand zwischen die Menschen zu bringen. Das funktioniert nur so halb, aber immerhin. Als wir abheben und Guadeloupe in der Dunkelheit hinter uns lassen, kann ich nun doch die ein oder andere Träne, die sich heimlich aus meinem Augenwinkel stiehlt, nicht verhindern. Zum Schluss ging alles viel zu schnell für mich mit unserem Sabbatical.

Die weitere Heimreise verläuft zum Glück problemlos. Nach angenehmen sieben Stunden Flug landen wir in Paris. Der für uns einzig mögliche Zug würde über Luxemburg und Belgien heimfahren. Der Flug, den Philipp im Auge hatte, wurde storniert. Auf mein Glück kann man sich aber verlassen, denn als wir aus dem Flugzeug steigen, finde ich einen anderen Flug nach Frankfurt zum akzeptablen Preis. Nach weiteren acht Stunden Warten und Flug, landen wir dann schlussendlich wieder im kalten Frankfurt und beenden unsere Reise nach Südamerika.

Schreibe einen Kommentar

Deine E-Mail-Adresse wird nicht veröffentlicht. Erforderliche Felder sind mit * markiert