Zurückgekommen – Ein kritischer Appell an die Gesellschaft

Deutschland, November 2022. Es ist kalt und dunkel. Das ist der erste Eindruck, den ich von Deutschland mitnehme. Ein völliger Gegensatz zu dem Afrika von vor noch einem halben Tag.

Mit dem Taxifahrer, der uns vom Flughafen abholt witzeln wir noch, dass es hier keine Esel und Paviane gibt, die über die Straße laufen. Wenn dann sind diese von menschlicher Gestalt.

Heute fahren wir in einem Mercedes nach Hause. Ambientebeleuchtung unterstützt das teure Aussehen der schwarzen Limousine. Diese Fahrt ist kein Vergleich zu den staubigen Straßen von Afrika, den hupenden Tuk Tuks und den vielen kleinen japanischen Autos ohne Klimaanlage. Hier läuft man nicht in Gefahr, auf der Teerstraße  stoßdämpfergefährdende Schlaglöcher zu übersehen. Nur wenige Autos sind auf den Straßen unterwegs. Was für ein harter Gegensatz zum quirligen Leben in Kenia.

In der Wohnung angekommen ist es still. Man vernimmt höchstens das Hupen der Straßenbahn. Hier gibt es keine Affen, die nachts über die wackeligen Balkonmöbel flitzen, keine Krähen, die sich am frühen Morgen streiten und man hört nicht das Rauschen des Meeres und das Zirpen der Grillen. Aus dem Wasserhahn kommt fast sofort warmes Wasser, das nichtmal salzig ist. Ich bin immer wieder überrascht über diesen Umstand. 

Philipp und ich machen uns fertig, denn wir sind heute auf einen Geburtstag eingeladen.

Bereits wenige Stunden nach der Landung in Frankfurt befinden wir uns daher in Gesellschaft unserer Freunde. Überraschend viele Menschen fragen uns nach dem Verlauf des Urlaubs. Ob es uns gefallen hat und wir wieder dorthin reisen würden.

Ich freue mich über so viel Interesse, denn ich mache immer wieder die Erfahrung eines Reisenden. Du bist weg, egal ob nur zwei Wochen oder drei Monate. Du lernst eine fremde Kultur kennen, siehst exotische Orte und wohnst im Hotel oder Hostel. Jeden Tag erfährst du neue Dinge, jeder Tag ist ein Erlebnis. Positiv gestimmt kommst du erholt zurück zu deinen Liebsten. Für diese hat sich nichts geändert. Die Woche hat noch immer fünf Arbeitstage, der Alltagstrott läuft genauso monoton wie immer. Wer möchte schon aus diesem gerissen werden durch Schilderungen von Sonne, von Meer und neuen atemberaubenden Erlebnissen?

Das verursacht doch nur noch mehr Unzufriedenheit. 

Nerven zum Zuhören hat in unserer Gesellschaft sowieso niemand mehr. Denn die gesamte Lebenszeit und Energie werden in den Job gesteckt. Das kenne ich von mir selbst und nehme mich daher nicht aus. Dennoch bin ich immer wieder schockiert, den Spiegel vorgehalten zu bekommen. 

Ich sehe die tiefen Ringe unter den Augen meiner Freunde, die Haare, die weniger werden auf den Köpfen der Männer und die Bäuche, die wachsen. 

Es geht all diesen Menschen verdammt gut. Sie sind gebildet, sie verdienen überdurchschnittliches Gehalt. Einige haben sich sogar schon Eigentum in oder nahe Frankfurt gekauft. 

Kein Vergleich zu dem halben Tag vorher als wir einem Fußgänger zwei Äpfel in die Hand gedrückt haben, nach denen der gefragt hat. Sein überschwängliches Dankeschön und das Lächeln dazu, konnte die wenigen schwarzen Zähne im Mund nicht verstecken. Hunger und Armut treiben ihn dazu an, Fremde nach Essen zu fragen. 

Ich sehe viele Frauen, die schwanger sind oder ein Kind bei sich haben. Sie sind manchmal erschreckend jung. Die Körper von Mädchen werden verkauft, um die Familie zu ernähren. Gemischtfarbige Paare sieht man oft am Strand entlang spazieren. Die schwarzen Frauen und Männer spielen gerne die liebevolle Begleitung in allen Lebenslagen, wenn sie dadurch das dringend benötige Geld zum Unterhalt ihrer Verwandten verdienen. In Kenia habe ich viele wunderbare Dinge erlebt und gleichzeitig so viel Elend gesehen. 

Dennoch sind die Menschen offen und interessiert. Ich habe ihr Lächeln im Kopf, wenn ich die verkniffenen Gesichter der Menschen in Deutschland sehe. Zu viel Arbeit, zu wenig Gehalt. Zu hohe Energiepreise. Und wie der Bundeskanzler schon wieder unsere Steuern verschwendet.

Leute, wacht auf! Bitte findet eure Dankbarkeit wieder, für die Dinge, die ihr für selbstverständlich haltet. Es gibt Milliarden von Menschen auf dieser Welt, denen geht es schlechter als euch. 

Und wisst ihr was: Sie lächeln trotzdem. Auch wenn sie nicht wissen, ob sie morgen noch genug zu Essen haben. 

Bitte verlernt es nicht, euch Zeit für die bedeutsamen Dinge im Leben zu nehmen, für euch, für die Familie und Freunde. Hört zu, seid interessiert und nehmt euch Zeit, für die Menschen, die euch wichtig sind.

Denkt nach darüber, wie gut es euch tatsächlich geht und versucht euer Lächeln wiederzufinden, genauso wie es die Menschen in Afrika tun, die mit so viel schlechtere Voraussetzungen leben als ihr. Macht euch bewusst, in welchem Luxus ihr lebt und dass die eure Welt nicht so schlimm ist, wie ihr sie seht. 

Und vor allem: Genießt euer Leben, denn ihr habt nur eines!

2 Kommentare

    1. Ich habe ähnliche Erfahrungen im Urlaub (bzw. beruflich im Ausland) gemacht und kann Dir daher nur voll zustimmen. Ich finde es sehr befremdlich, wie wir in Deutschland, einem der reichsten, erfolgreichsten und schönsten Länder der Welt, uns ständig beschweren, wie schlecht es uns geht, pessimistisch in die Zukunft schauen und überhaupt nicht merken, wie es außerhalb aussieht. Mehr Demut und Dankbarkeit und eine optimistischere Lebenseinstellung würde uns sicher guttun.

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